Das stille Wissen der Natur - Flow in der Wildnispädagogik

Die Kunst des natürlichen Lernens in der Wildnis
(von Theresa Drubba & Ralf Greiner)
In der Wildnispädagogik geht es nicht nur ums Feuermachen und Spurenlesen. Im Zentrum steht etwas viel Tieferes - Das Mentoring. Eine leise, kraftvolle Art des Unterrichtens, die heute mehr gebraut wird, denn je.
Die Kraft der Beziehung im Lernprozess
Wie lernen wir eigentlich wirklich? In einer Welt voller Anleitungen, Zertifikaten und standardisierter Bildung ist eine uralte und natürliche Form des Lernens fast in Vergessenheit geraten.
Das Lernen durch Beziehung.
Hier liegt unser Ursprung, wie wir Wissen aufsaugen und annehmen können, ohne es zu merken.
Genau hier setzt die Wildnispädagogik an und bringt das Mentoring zurück in die Mitte des Bildungsprozesses. Es geht nicht nur ums Fragen stellen und Antworten geben, oft braucht eine Antwort Zeit, Zeit, um zu wachsen, langsam zu wachsen, um die Nachhaltigkeit zu sichern, dass Gelerntes auch nicht wieder verloren geht.
Stell dir vor, du sitzt mit einer Gruppe Jugendlicher im Wald. Einer fragt: "Ist das eine Tanne oder eine Fichte?" Du antwortest schnell "Fichte" und gehst weiter. Die nächste Frage kommt sofort: "Ist das ein Maikäfer oder Junikäfer?" Wieder antwortest du schnell und Schritt für Schritt versickert das Interesse im Schlamm der Oberflächlichkeit.
Du hast den Moment verpasst, um das Interesse zu wecken.
Was wäre, wenn es einen anderen Weg gäbe?
Einen Weg, bei dem Lernen nicht nur Wissen vermittelt, sondern echte Begeisterung weckt?
Willkommen in der Welt des Flow Learnings – einer Methode, die in der Wildnispädagogik revolutioniert, wie wir Naturverbindung und Wissen ganz einfach weitergeben können. Diese Ebene ist aus der Wildnispädagogik nicht mehr wegzudenken.
Hier gibt es ein paar unterschiedliche Ansätze, einer ist ganz einfach.
Du packst Bücher, Lupen und Wissen aus, erklärst und begeisterst mit deiner eigenen Leidenschaft und ihr erforschst zusammen die Natur und unsere Mutter Erde. Dies kannst du einige Male machen, und du wirst merken, dass du selbst die Lupe und das Buch bald zu Hause lassen kannst.
Denn die Natur alleine ist eine gute Lehrmeisterin und weckt das Interesse, um die richtigen Fragen zu stellen. Alle Antworten auf die freigearbeiteten Fragen liegen auch in ihr und müssen nur entschlüsselt werden. Ab diesem Punkt rutschen wir schnell in den richtigen Flow. Wenn wir selbst achtsam und präsent sind ist dieser Flow einfach nur „ansteckend“.
In der Wildnispädagogik nennen wir dies Zustand "Die Südenergie" oder "Den Süden" (angelehnt an die 8-Shields von Jon Yound)
Was ist Flow Learning und warum brauchen wir es?
Hast du schon mal völlig die Zeit vergessen, weil du so vertieft in eine Tätigkeit warst?
Entdecke die Magie des Flow Learning
Kennst du dieses Gefühl des völligen Aufgehens in einem Moment? Du vergisst alles um dich herum und deine gesamte Aufmerksamkeit liegt in diesem Moment und bei einer Sache. Du bist verzaubert und bewunderst genau diese eine Sache oder du bist voll am Tun und kannst z. B. dein Schnitzmesser nicht mehr auf die Seite legen, weil du so viel Spaß an der Sache hast?
Das ist Flow
Und genau dort, an diesem inneren Ort, findet echtes und nachhaltiges Lernen statt.
Ein Zustand, in dem alles leicht und mühelos scheint. Mit Flow-Learning kannst du genau diesen Zustand gezielt fördern, um besser zu lernen, produktiver zu sein und dich persönlich weiterzuentwickeln, und zwar genau dort wo die Interessen liegen, von dir oder von deinen Mentees.
Flow Learning ist eigentlich keine Lernmethode, sondern ist ein Zustand!
In der Wildnispädagogik nutzen wir diesen Zustand gezielt. Anstatt Fakten zu vermitteln, schaffen wir Räume, in denen Menschen durch Beziehung und Erfahrung lernen und wachsen können. Ganz oft wird dieser Prozess von den Teilnehmenden gar nicht warhgenommen.
Dann wird die Natur erst zur Lehrmeisterin, die das Interesse weckt, die richtigen Fragen zu stellen und immer weiterzugehen und zu forschen.
Lernen hat dann keine Grenzen mehr, weil alles so spannend ist.
Warum ist Flow so kraftvoll?
Im Flow fühlen wir uns motiviert, fokussiert und kreativ. Es ist, als ob wir unsere beste Version von uns selbst abrufen können. Gerade beim Lernen spielt das eine entscheidende Rolle. Flow Learning verbindet Inhalte und Methoden so, dass du nicht nur besser verstehst, sondern auch begeistert am Ball bleiben kannst.
Der Flow-Zustand ist keine Zauberei – es ist ein Weg, wie du mit den richtigen Bedingungen und Bausteinen das Beste in dir wachrufen kannst. Stell dir vor, wie es wäre, nicht nur zu funktionieren, sondern wirklich aufzublühen für eine Sache zu brennen, genau das macht Flow Learning möglich, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern.
Stell dir vor, wie es wäre, nicht nur zu funktionieren, sondern wirklich aufzublühen
Was im Flow gelernt wird, bleibt. Es wird Teil der eigenen Identität und kann nicht mehr vergessen werden.
Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir im Flow und in der Natur lernen?
Die aktivität verschiedener Gehirnregionen verändert sich. Z.B. nimmt die Aktivität des präfrontalen Kortex ab – jener Bereich, der für Selbstwahrnehmung und kritisches Denken verantwortlich ist, während Bereiche, die automatisierte Handlungen und das Belohnungssystem steuern, aktiver werden. Das Ergebnis ist ein Zustand tiefer Konzentration und völliger Fokussierung. Da wir durch die reduzierte Selbstwahrnehmung oft das Gefühl für Zeit verlieren werden wir unsere Handlungen als mühelos und harmonisch empfinden.
Einfach gesagt:
- Das Dopamin fördert unsere Motivation und belohnt das Lernen.
- Noradrenalin & Endorphine erhöhen die Wachsamkeit und reduzieren gleichzeitig das Stressgefühl in unserem Körper
- Reduktion der Aktivität im präfrontalen Kortex, wenn wir Selbstzweifel haben und uns ständig nichts zutrauen, wird dies hier im Flow ausgeblendet.
- Gesteigerte Neuroplastizität bewirkt, dass wir ganz offen für neue Gehirnmuster werden.
Wenn wir dann noch zusätzlich in der Natur sind:
- wird der Cortisolspiegel nachweislich reduziert
- es wird das positive Denken gefördert und wir empfinden eine emotionale Ausgeglichenheit
- Die Natur hilft dem Gehirn, sich von Aufmerksamkeitsmüdigkeit zu erholen und
- Die Alphawellen werden aktiviert, denn diese sind mit einem wach-fokussierten Zustand verbunden
Was wollen wir mehr?
Natur und Flow lassen sich super verbinden und das ist ein wichtiger Grundbaustein bei uns in der Natur und Wildnispädagogik Weiterbildung.
Die acht Stufen des Flow Learning
In der Wildnispädagogik orientieren wir uns an den 8-Shields, einem neuen Weisheitssystem, gegründet von Jon Young (dem ersten Schüler von Tom Brown Jr.). Die 8 Schilde orientieren sich wiederum an den Himmelsrichtungen, um sie besser verstehen und visualisieren zu können.
Wie die Sonne am Morgen im Osten aufgeht und nach der Nacht neue Energie und Freude bringt, brauchen auch wir immer wieder Inspiration, um in den Flow zu rutschen. Somit startet unser Mentoring-Prozess mit genau dieser Energie des Ostens.
1. Die Inspiration (Osten)
Jeder Lernprozess beginnt mit einem Funken. Dieser Funken kann eine Frage sein, eine Beobachtung oder ein kurzer Moment des Staunens. Ralf meistert es immer wieder, selbst die skeptischsten Jugendlichen mit einem Adrenalinkick anzusprechen und sie dort abzuholen, wo sie stehen.
2. Die Herausforderung (Süden)
Im Flow Learning geht es nicht darum, Komfortzonen zu verlassen, sondern sie zu erweitern. Die Natur bietet unendliche Möglichkeiten für angemessene Herausforderungen, die weder über- noch unterfordern. Vorausgesetzt, es wurden die passenden Lern-Räume geschaffen und zugänglich gemacht. Hier dürfen Fehler gemacht werden.
3. Die Reflexion (Westen)
Die Westenergie steht für Wertschätzung, aber auch wertschätzende Kritik, da, wo sie angebracht ist.
4. Die Integration (Norden)
Das Gelernte wird Teil des eigenen Wesens. Wildniswissen wird zu Lebenswissen, Naturverbindung zu Selbstverbindung. In der Wildnispädagogik ist hier der Ort für Fakten und Geschichte.
Kojote-Mentoring: Die leise Kraft des Lernens
Mentoring ist das Herzstück der Wildnispädagogik. Es geht nicht darum, Fragen zu zu stellen und Antworten zu geben. Es geht um eine tiefere Art der Beziehung, in der Lernen organisch geschieht und wachsen kann.
In unserer heutigen Zeit, in der viele junge Menschen nach Orientierung, Erdung und echter Verbindung suchen, ist diese Form des Lernens nicht Luxus, sondern essenziell für den weiteren Weg!
Das stille Wissen des Waldes
Der Wald flüstert seine Geheimnisse nicht jedem zu. Es braucht Aufmerksamkeit, Geduld und die Bereitschaft, sich auf das Unbekannte einzulassen. Ein guter Mentor schafft Räume, in denen dieses stille Wissen gehört werden kann. Von allen, die lernen wollen.
Stell dir vor, du gehst mit einer Gruppe durch den Wald. Anstatt jeden Baum zu benennen, lässt du die Teilnehmer ihre eigenen Entdeckungen machen. Du hörst erst mal deinen Mentees zu und findest dadurch heraus, wo sie stehen.
Du stellst gezielte Fragen, die neugierig machen, um sie auf ihrem eigenen Weg einen Schritt weiterzubringen
Mentoring bedeutet vor allem: zuhören. Nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Wesen. Die Natur lehrt uns diese Kunst. Tiere sind Meister im Zuhören – sie müssen es sein, um zu überleben.
Praktische Anwendung
Es ist total wichtig, dass du selbst deine Erfahrungen machst und mitbringst, Brücken zu bauen – darin ist Ralf ein wahrer Meister. Stell dir vor, eine Gruppe Jugendlicher Halbstarker steht vor dir, und deine Aufgabe ist es, sie mit der Natur zu verbinden und ihnen einen unvergesslichen Projekttag zu ermöglichen. Du weißt noch nicht was die Jugentlichen bewegt und antreibt.
Puh, das kann wirklich herausfordernd und schwierig sein, wenn jedes zweite Wort Alter und Digger lautet. Sätze wie „Meine Schuhe haben 250 Euro gekostet, vergiss es, dass ich in den Wald gehe“ oder „Ich mache mich doch nicht schmutzig!“ sprechen Bände…
Für Ralf ist das kein Problem. Mit einem kurzen Impuls und einem kleinen Adrenalinkick holt er die Kids genau dort ab, wo sie stehen – und schon geht es los!!
Fazit:
In unserer hochvernetzten Welt bietet die Natur einen seltenen Rückzugsort der Ruhe und Entschleunigung. Sie zeigt uns, wie wichtig es ist, im Moment zu leben und unsere Aufmerksamkeit bewusst zu lenken – denn ohne Achtsamkeit können Kälte, Nässe oder Unannehmlichkeiten schnell die Oberhand gewinnen. Die Natur gibt uns unmittelbar Feedback über unseren Wahrnehmungszustand und zeigt, wie geerdet wir wirklich sind. Diese unmittelbare Reflexion hilft uns, zu wachsen, unseren Fokus zu schärfen und im Einklang mit uns selbst zu bleiben.
Flow Learning schafft echte Verbindungen zwischen Menschen. Nicht nur zwischen Lehrer und Schüler, sondern auch zwischen den Schülern selbst. Gemeinsame Naturerfahrungen schweißen zusammen und schaffen Vertrauen.
Flow Learning verbindet uralte Weisheit mit modernen Erkenntnissen. Es zeigt, dass Lernen nicht nur Wissensaneignung ist, sondern Persönlichkeitsentwicklung.
Du möchtest wissen, wie?
Dann lerne die Kojote-Akademie kennen.
Viele dieser Geschichten gibt es bei uns, wie du es schaffst mehr zu motivieren und jeden mit raus, in den Wald zu bekommen, sodass alle wieder happy zurückkommen und Lust auf mehr haben.
Geschichten schaffen emotionale Verbindungen, die Fakten niemals erreichen können.